Nach Malaysia reisen und ein Wiedersehen mit alten Bekannten

In diesem Artikel wird es etwas persönlich – ich möchte dir weiter von meiner Reise erzählen, was so alles passieren kann, wenn man Auf den Spuren der Traveller ist!

Zu meiner Enttäuschung fuhr der Bus nicht über die schöne Brücke sondern mit der Fähre hinüber zur Insel. Irgendwo in einer unscheinbaren Straße in Georgetown mussten wir dann aussteigen. Wir wussten damals nicht, dass dies die Straße der Traveller war.

Ein paar Häuser weiter hört man den Muezzin zum Gebet rufen, während hier in Chinatown in einem Tempel Räucherstäbchen abgebrannt werden.
Ein Hindu trägt ein T-Shirt mit den Symbolen aller Religionen und in der Mitte steht:
„Es gibt nur einen Gott“

Wieder die altbewährte Methode – ich wartete beim Gepäck und Claudia ging mit Arina, die wir in Hat Yai getroffen hatten, auf Zimmersuche. Ein Pärchen aus Kroatien suchte nach dem gleichen Prinzip, das Mädchen blieb beim Gepäck und der Junge ging auf die Suche.

Es ist nichts los auf den Straßen, alles ist totenstill. Die meisten Geschäfte haben geschlossen – „Chinese New Year“.
Und extra deswegen sind wir hierhergekommen, aber alles scheint sich innerhalb der Familien abzuspielen. Nur die Zimmerpreise sind wegen der Feiertage ein Drittel höher als sonst.

Wie wir später erfuhren war nicht nur das Chinesische Neujahr, sondern wir waren auch noch in der Fastenzeit – dem Ramadan – der Moslems.

 

Arina wohnte zwar mit uns in einem Zimmer, ging aber ihren eigenen Weg. Wir dachten nicht, dass sie unser Gepäck klauen wollte, das Mädchen aus Holland machte einen sehr netten und ehrlichen Eindruck.

Wir liefen einfach nur durch die fast menschenleeren Straßen und schauten uns in der Stadt um. Das Hafenviertel war nicht gerade der Hit, so machten wir wieder kehrt und suchten weiter.
Es war wirklich wie in einer Geisterstadt, man konnte auf der Hauptstraße spazieren gehen. Am meisten los, war noch im indischen Viertel rund um die Lorong Pasar. Hier hatten wenigstens ein paar kleine Läden geöffnet, in denen wir herumstöbern konnten.

Es ist Nacht und wir schlendern durch die menschenleeren Gassen von Chinatown.
Keine Menschenseele ist auf der Straße, kein Markt – nur Ratten, die aus der Kanalisation herausgekrochen kommen und nach Essbarem suchen.
Eine unheimliche Atmosphäre.

In unserer Straße, der  Lebuh Chulia, hatten einige Bars geöffnet. Die Reggae-Bar lag schräg gegenüber unseres Gästehauses. Arina saß schon dort und wir trafen auch noch auf eine alte Bekannte. Es war Sanae, die süße Japanerin mit dem unheimlich schönen Namen, die wir in Vietnam kennengelernt, in Thailand und nun auch hier in Malaysia wiedergetroffen haben.

„Hey, was treibt denn euch nach Malaysia?“, fragte ich überrascht als ich Sanae und Dave dort sitzen sah und freute mich, Sanae wiederzusehen.

„Unser Visum war nicht mehr gültig. Wir mussten aus Thailand verschwinden und so sind wir hier“, erklärte Dave.

Sanaes Augen lächelten mir zu, aber Dave schien das gar nicht zu gefallen, er drängte sich immer mehr zwischen uns.

„Und, wohin zieht es euch nach Penang?“, fragte ich neugierig.

„Das wissen wir nicht. Wahrscheinlich bleiben wir 2 oder 3 Tage hier und gehen dann zurück nach Thailand“, antwortete er. „Ich muss nächste Woche zurück nach Korea. Dort unterrichte ich an einer Schule Englisch.“

„Und du Sanae, gehst du mit ihm nach Korea?“

„Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Ich ziehe so lange durch die Gegend, bis das Geld ausgeht. Dann gehe ich wohl wieder zurück nach Tokio“, antwortete sie unschlüssig.

„Wenn Dave sowieso nach Korea muss, kannst du ja mit uns weiterziehen – auf den Spuren der Traveller“, bot ich an. Und es kribbelte schon wieder in meinem Bauch.

„Ich habe doch nicht genügend Geld für so eine lange Tour“, sagte sie.

„Ach, mit Jacko brauchst du nicht so viel, der ist sparsam“, mischte sich Claudia ein.

„Lass uns gehen Sanae, ich bin müde“, drängte Dave und Sanae gehorchte.

Arina hatte sich kaum an unserem Gespräch beteiligt. Erst als Sanae und Dave gegangen waren, verriet sie uns ihre Meinung.
„Der ist irgendwie unheimlich, seine Augen…- schrecklich, wie er die so rollen lässt. Und aus Amerika soll der sein und in Korea Englisch unterrichten? Der spricht doch gar kein richtiges Englisch.“

Uns war das nicht so aufgefallen, aber Arina hatte beruflich Deutsch und Englisch studiert. Sie achtete auf mehr Details als wir.

„Der fragt immer; ‚you drink?‘ Oder ‚you eat?‘ Das ist doch kein richtiges Englisch und schon gar nicht für einen Lehrer, das ist höchstens für den Kindergarten.“

Wir erzählten die Vorgeschichte und unterhielten uns sehr offen mit Arina, sie war wirklich sehr nett und ich glaube, Claudia verstand sich auch ganz gut mit ihr. Arina erzählte uns ihr kleines Geheimnis.

Sie hatte sich in Thailand in einen Traveller verliebt, der sie erst auf Händen trug und dann fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Er musste sie wirklich mies behandelt haben, denn sie hatte noch ganz schön daran zu kauen. Sie hatte Angst, dass sie wieder jemanden kennen lernen würde, der sie nur ausnützen würde. Kurz danach hatte sie auch Berührungsängste und wollte mit niemandem reden. Na ja, wer konnte ihr diese Angst übel nehmen, ihr schreckliches Erlebnis war erst wenige Wochen her.

Jetzt wurden auch Arina und Claudia müde und sie verließen mich. Ich wollte die beiden noch eine Weile alleine lassen und blieb noch auf ein Bier. Die beiden hatten die Tür offen gelassen, aber Claudia war sowieso noch wach. Sie schrieb noch einen langen Brief an Stefan…

Wie es Auf den Spuren der Traveller weiter ging, erfährst du im nächsten Artikel…

Autor: Herbert Jeckl