Von Kasi nach Luang Prabang – der Weg in den Norden

Kasi - Luang Prabang

Es waren nur etwa 160 Kilometer nach Luang Prabang, aber die hatten es in sich. In Kasi standen zwei Fahrer mit ihren Pick-ups bereit, als sie hörten, dass der Bus den Geist aufgegeben hatte und total überfüllt war.

So kämpfte jeder um einen guten Platz; manch einer drängte sich gleich auf die Pritsche, andere wiederum versuchten ihr Glück auf dem Dach, um die Aussicht besser genießen zu können. Durch den fairen Preis, den die Fahrer machten, wollten alle mit – bis auf die Franzosen. Ihnen war es egal, ob sie heute oder morgen weiterkommen würden, nach dem letzten Joint war wohl Ruhe und Frieden bei ihnen eingekehrt.

Für alle die mitgekommen waren begann eine abenteuerliche Fahrt durchs Gebirge.

Kasi - Luang Prabang

Nicht allzu weit hinter Kasi überholten wir den maroden Bus wieder. Er war erneut stehen geblieben und das wahrscheinlich nicht zum letzten Mal. Frustrierte Gesichter starrten uns sehnsüchtig nach. Bei uns dagegen ging es zügig voran. Die Straße schlängelte sich weit über 2000 Meter hinauf und immer wieder kamen wir an kleinen Bergdörfern vorbei, wo Menschen entlang des Abgrundes lebten.

Kinder kommen aus ihren Hütten gerannt, winken uns zu und rufen:
„Sabai Dii! Sabai Dii!“
Die Alten lachen uns entgegen und die Jungen rennen uns hinterher.
„Sabai Dii!“ erwidern auch wir. Und ich hatte Tränen in den Augen –
begeistert von der Freundlichkeit und dem Interesse, das sie uns
entgegenbringen.

Am Anfang war alles sehr schön. Wir waren ein buntes Gemisch vieler Nationen – Franzosen, Norweger, Schweden, Amerikaner, Deutsche, Japaner, … Die Sonne brannte herunter und wir waren für den Fahrtwind dankbar, der uns etwas Abkühlung verschaffte. Es war eng auf den Pritschen, aber die atemberaubende Aussicht auf die Berge entschädigte für alles. Auch oben auf dem Dach schien eine gute Stimmung zu sein, manchmal hätte man meinen können, es sei eine Party im Gange.

Träge schleppten sich unsere beiden schwer beladenen Pick-ups immer weiter hinauf; höher und höher – bis über die Wolken.

Kasi - Luang Prabang

Die Fahrt zog sich lange hinaus. Bergauf, bergab und wieder hinauf. Allmählich verschwand die Sonne hinter den Bergen und wir rückten gerne noch etwas näher zusammen, es wurde bitterkalt.

Auf dem Dach war längst Ruhe eingekehrt und sie hatten ihre wärmste Kleidung herausgekramt. Unten wurde ein rotierendes System eingeführt; die auf dem Gitter hockten, konnten das auf keinen Fall die ganze Strecke durchhalten. Auch Claudia nahm beim nächsten Stopp alles an warmen Klamotten heraus, was sie dabei hatte. Nur einem zehnjährigen Jungen schien die Kälte nichts auszumachen, er unterhielt die ganze Gruppe.

Er war das Produkt einer englischen Frau und eines Mannes indischen Einschlags. Sie lebten in Singapur und der Junge wurde so richtig multikulturell erzogen. Er sprach mehrere Sprachen, darunter auch ein wenig Mandarin. Als der Knirps dann auch noch zu singen anfing, lebten die Leute auf dem Dach wieder auf. Singen macht warm und vertreibt die Zeit. Allzu lange konnte es ja nicht mehr dauern, es war schon seit einer ganzen Weile dunkel.

Gegen 9.00 Uhr war es dann soweit. Sechs Stunden hatten wir etwa gebraucht, bis wir in Luang Prabang angekommen waren. Obwohl der Kälte zum Schluss, war ich glücklich darüber, solch eine Fahrt erleben zu dürfen. Nur selten zuvor hatte ich Ähnliches erfahren, was so viel Atmosphäre in sich verbirgt.

Dein Reisefreund
Jacko

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