Auf den Spuren der Traveller – Malaysia und der Penang Hill

Die Reise geht weiter – ein trüber Tag!

Autor: Herbert Jeckl

Am nächsten Tag hatten wir uns die Besteigung des Penang Hill vorgenommen, einem Hügel, von dem man einen sehr schönen Ausblick über Georgetown zur langen Penang-Brücke und in die hügelige Umgebung hat – wenn es die tiefhängenden Wolken zulassen. Diesmal begleitete uns Arina.

Der Tag fing sehr bescheiden an. Erst hatte ich Claudias Aromat stehen lassen – sie hatte es extra von Deutschland mitgenommen und es hatte Thailand, Laos und Vietnam überstanden und uns viele köstliche Frühstücke beschert. Und jetzt, vergessen auf einem malaiischen Tisch, wo es vermutlich niemand zu schätzen wusste.

Dann das lange Warten auf den richtigen Bus – irgendwann hatte das Warten ein Ende und wir stiegen einfach in den nächstbesten ein. Der brachte uns dann in die Nähe des Hügels, den Rest des Weges konnten wir laufen.

An der Bahnstation zum Hügel hinauf warteten wir dann wieder – in einer riesigen Schlange unter hunderten von Menschen, angestarrt von hunderten Augenpaaren indischer Herkunft.

Autor: Herbert Jeckl

„So eine Situation habe ich schon einmal erlebt“, erklärte Arina. „Die Inder können einen stundenlang anstarren, ohne mit der Wimper zu zucken. Das muss man einfach ignorieren.“
Dicht gedrängt wie in einer Sardinenbüchse, eingeklemmt zwischen vielen anderen schwitzenden Menschen, fuhren wir endlich den Hügel hinauf.

„Ich glaube, mir wird gleich schlecht. Hätte ich das gewusst, wäre ich lieber gelaufen“, jammerte Claudia.

Von der ganzen Drängelei und Schieberei werde ich langsam etwas gereizt. Es ist so eng und der fette Kerl hinter mir stinkt furchtbar. Dann das ewige angestarrt werden – hoffentlich sind wir bald oben.

Was uns oben erwartete, war dann auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Souvenierstände, Essenstände, ein Postamt und eine Polizeistation inmitten eines kleinen Parks. Der Ausblick auf die Brücke über Georgetown hinweg war dann schon sehr schön, aber ob sich deswegen das lange Warten gelohnt hatte?

Eines war klar, den Rückweg würden wir zu Fuß erledigen und das etwas hurtig, denn die Wolken über uns sahen nicht sehr einladend aus.
Arina hatte ein holländisches Pärchen kennen gelernt, das sich uns anschloss. Für den Weg hinunter benötigten wir etwa 1,5 Stunden in einem hohen Schritttempo.
Auf einem asphaltierten Weg ging es durch ein Waldgebiet in dem einige Affen zuhause waren steil bergab. Am Anfang war das mit den Affen recht amüsant, aber man musste verdammt aufpassen. Jedes Mal, wenn man die Kamera herausholen wollte, waren gleich mehrere von ihnen da – und ruck, zuck ist der teure Apparat irgendwo hoch in den Bäumen. Wir wären mit Sicherheit nicht die ersten Touristen gewesen, denen das passiert wäre. Also Vorsicht war geboten.
Immer wieder kamen uns Jogger entgegen, die es sich zum Lebensziel gemacht hatten, einmal im Laufschritt den Penang Hill zu erobern.

Der 5 Kilometer lange Weg endete im Botanischen Garten. Nach einer kurzen Besichtigung trennten sich Claudia und ich von den anderen, wir wollten nun wieder in die Stadt. Erst liefen wir 2 Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle und warteten zusammen mit einer moslemischen Familie. Als nach 20 Minuten immer noch kein Bus in Sicht war liefen wir los. Irgendwie hatten wir das mit dem Busfahren in Malaysia anscheinend noch nicht begriffen.
In der Dunkelheit fragten wir uns durch bis zum Komtar-Komplex, von dort aus war der Rest kein Problem mehr. Für die 5 Kilometer brauchten wir nicht mehr als 45 Minuten, so lange hatte der Bus am Nachmittag auch zum Penang-Hill gebraucht.

„Was möchtest du essen“, fragte Claudia plötzlich.

„Ich bin immer noch für eines der Chinesenlokale in Chinatown. Ente würde mich gelüsten.“ Aber wieder war alles geschlossen, bis auf zwei leere Lokale – und dort hieß es: Last Order.

Wir wollten nicht mehr weitersuchen und gingen zum Nachtmarkt. Aber, wie der Tag schon sehr bescheiden verlief, ging es beim Essen gerade weiter. Meinen ausgewählten Fisch konnte ich nicht gerade zu meinen Lieblingsspeisen zählen, Claudia hatte mit ihren Nudeln wohl den besseren Griff getan.

Nach dem Essen wollte sich Claudia etwas ausruhen, bevor wir uns unten in der Reggae-Bar wieder mit Dave und Sanae treffen wollten. Ich ging schon runter und da saß Dave alleine draußen an einem Tisch. Sanae saß drinnen mit 2 Jungs aus Japan zusammen und schien sich köstlich zu amüsieren. Es dauerte nicht lange, dann gingen auch wir hinein. Die beiden Japaner waren sehr nett und es wurde ein richtig lustiger Abend. Auch Sanae war sehr locker und aufgedreht. Es war sehr gemütlich in der kleinen Bar, ein netter Platz, an dem man leicht „verhocken“ kann. Wir tranken ein Bier nach dem anderen und erzählten Witze und Episoden aus unserer vergangenen Tour.

Etwas später kam dann Arina dazu und sie schien etwas angetrunken zu sein. Sie sagte, dass Claudia eingeschlafen sei und erzählte wie sie in diesen Zustand gekommen war: „Ich habe ein paar Australier getroffen, die haben eine Runde Bier nach der anderen ausgegeben, da war es dann besser zu gehen.“
Arina rückte immer näher an mich ran und säuselte mir ins Ohr. Dann redete ich wieder mit Sanae. Als Dave auf der Toilette war, wollten die beiden Japaner ein Bild von mir und Sanae machen. Sie kuschelte sich richtig an mich heran und ich merkte, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch zu flattern begannen.
„Vergiss mich nicht, ich will auch auf das Foto“, schrie Arina und warf sich mir an den Hals. So hatte ich rechts Sanae und links Arina im Arm – was kann ein Mann sich mehr wünschen!?
Als Dave aus der Toilette kam, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen und wollte auch mit aufs Bild, aber der Film war voll.
„Bringst du mich nachher ins Bett, ich kann kaum mehr meine Augen offen halten“, bettelte Arina, „und ich möchte nicht alleine zurücklaufen.“
Ich traute meinen Ohren nicht. Baggerte sie mich jetzt an? Das Gästehaus war gerade mal schräg gegenüber.
„Ein bisschen möchte ich schon noch bleiben“, vertröstete ich sie, da ich mir sowieso keine Chancen einrechnete, außerdem war ich in Sanae verknallt.
Dave war etwas eingeschnappt und hatte auch schon gut geladen, er wollte urplötzlich gehen.
„Ich komme gleich wieder, ich bringe nur schnell Dave zurück“, sagte Sanae leise.
Die beiden Japaner blieben auch noch und in der Zeit wo Sanae weg war, flirtete Arina eifrig weiter.
„Schade, dass du morgen schon gehst. Bleibe doch nur noch einen Tag länger. Du könntest doch Claudia einen Tag später in Kota Bharu treffen.“
Ein verlockendes Angebot war das schon, Arina sah gut aus und war nett und intelligent. In diesem Augenblick stand ich zwischen 3 Stühlen. Zum einen wollte ich Claudia nicht schon wieder alleine lassen, wir hatten so eine schöne Zeit auf unserer Reise und dem wollte ich nicht fahrlässig ein Ende setzen. Zum anderen hatte ich eher ein Auge auf Sanae geworfen, aber sie war ja eigentlich vergeben und mit Arina lockte die Versuchung. Ich grübelte und grübelte. Wir redeten über Claudia, das Reisen – über Gott und die Welt.
Die beiden Japaner beteiligten sich ab und zu an unserem Gespräch, unterhielten sich aber meistens untereinander. Und dann kam Sanae wieder – ohne David. Zum ersten Mal blieb sie nicht bei ihm.

Als ich mich wieder etwas mehr mit Sanae unterhielt, stand Arina plötzlich auf und ging mit den Worten: „Schade! Na, dann wünsche ich dir wenigstens noch ein paar schöne Stunden.“ Und sie schaute dabei auf Sanae.
Als Arina weg war rückte Sanae sehr nahe zu mir und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, nichts gefühlt zu haben. Wir tuschelten über Vietnam und so manches mehr, über das Leben in Japan und in Deutschland, über unsere Traveller-Tour und über die Zukunft. Sanae war sehr offen zu mir. Daraus war auch zu hören, dass die Freundschaft mit David wohl bald zur Vergangenheit gehört.

Gegen 2 Uhr hieß es Abschied nehmen, die Reggae-Bar machte Feierabend.
Eng umschlungen standen wir vor der Kneipe, dann säuselte sie: „Ich habe dich sehr gern, Jacko. „Ich kann nicht glauben, dass wir uns nie mehr wieder sehen sollen“, schluchzte sie und hielt mich am Arm fest.

„Tja, leider, Sanae. Ich habe dich auch sehr gern“, gestand ich ihr, aber das wusste sie ja eh. Ich wusste nicht, was sie vor hatte, sie hatte sich doch für David entschieden? Und ich hatte mich für die Weiterreise mit Claudia entschieden – gegen Arina und Sanae.

„Tschüss, Sanae, Mädchen mit dem wundervollen Namen. Lebe wohl.“

Schweren Herzens ging ich zum Gästehaus zurück. Ich drehte mich noch einige Mal um, sie stand immer noch da und schaute mir nach. Es tat weh und am liebsten wäre ich zurückgerannt, aber es hätte doch keinen Sinn gehabt.

Arina schlief noch, als wir früh morgens aufstanden und unser Zeug packten. Vorsichtig weckten wir sie auf und verabschiedeten uns mit einem zarten Küsschen.

„Treffen wir uns in Sumatra? Die Steine heißen… – ich weiß den Namen nicht mehr, aber jeder kennt sie, gleich nach dem Äquator. Die Stadt heißt irgendwie mit Bukit..“, stammelte sie im Halbschlaf.

„Ist gut, ich schaue im Reiseführer nach. Es könnte klappen, dass wir zum selben Zeitpunkt dort sind.“

Und wie es auf den Spuren der Traveller weiterging, erfahrt ihr im nächsten Artikel.