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Die Duftpagode (Chua Huong)

 

Außer uns waren noch zwei Regensburger mit dabei, die uns schon am Vorabend im Queen Café auf die Nerven fielen und eine Gruppe Lehrer, die alle total nett waren. Alle kamen aus einer anderen Gegend und alle unterrichteten in Japan Englisch. Alle hatten zur selben Zeit die Entscheidung getroffen, ihren Urlaub in Vietnam zu verbringen, so lernten sie sich im Flugzeug kennen – ein merkwürdiger Zufall.

Ein weiterer Deutscher, der anscheinend für den Bundestag arbeitete, war noch mit von der Partie. Er saß ganz hinten, war aber bis in die erste Reihe gut zu hören. Unentwegt laberte er mit dem Regensburger über politische Probleme.

Das Wetter war wieder mal sehr bescheiden und unser Bus gab noch eins drauf. Nach etwa einer Stunde Fahrt gab er den Geist auf und wir mussten auf einen anderen warten. Eigentlich sahen es alle gelassen, nur einer der Regensburger nicht. Der beschimpfte nervös den Guide.

„So etwas würde in Deutschland nie passieren“, schrie er ihm zu und heimste sich so das Gelächter der anderen ein, die ihn verstanden hatten. Er war total cholerisch und konnte sich kaum wieder einkriegen.

Unser Führer wusste nichts zu antworten und einige bestätigten, dass ihn für dieses Missgeschick keine Schuld träfe.

Es war genug Zeit, um sich ein wenig umzusehen.

 

Kaum entferne ich mich ein paar Schritte vom Bus, steht eine Horde Kinder um mich herum und ruft mir zu.
„Ong Tay! Ong Tay!“
Das heißt so viel wie „Herr aus dem Westen“.

Neugierig standen sie da und bestaunten mich. Sie waren lustig und freundlich und sie freuten sich, einen Fremden zu sehen. Ich versuchte mit ihnen zu reden, aber es funktionierte nicht. Niemand sprach ein Wort Englisch. Dann ging ich weiter in den kleinen Ort, etwa 1 Kilometer vom Bus entfernt.

Die Leute im Dorf begafften mich argwöhnisch, so hielt ich an einer Hütte an und versuchte Kontakt zu knüpfen, was sich allerdings als sehr schwierig herausstellte. Nur ein Mann sprach ein kleines bisschen Englisch.

„Kann ich einen Tee bekommen“, fragte ich höflich.

Wortlos stellten sie ihn an den Tisch und ich bedankte mich in ihrer Sprache: „Cám on!

Danke und Hallo (Xin Chào) waren einige der wenigen Wörter, die ich inzwischen gelernt hatte. Immer wieder schenkten sie nach und nun kamen immer mehr der Einheimischen herüber, auch eine Frau kam vorbei.

Ich konnte überhaupt nicht verstehen, was sie sprachen, aber aus den Gesten heraus konnte ich erkennen, dass einer der Männer wollte, dass ich der Frau einen Kuss geben sollte. Da wollte mich doch tatsächlich einer mit seiner Tochter verkuppeln.

Nach dem dritten starken Tee war es dann Zeit für mich zu gehen.

Als ich zahlen wollte, lehnten sie ab. Ich war hier nicht in einer Wirtschaft gelandet, sondern bei einer privaten Familie. Es war mir etwas peinlich, dass ich so unverschämt nach einem Tee gefragt hatte und sie mich so gastfreundlich bewirteten.

Der Bus war wieder repariert und wir warteten noch auf zwei der kanadischen Lehrer, die sich mächtig viel Zeit zum Herlaufen ließen.

„Ja, hoffentlich lauft ihr gleich schneller!“ brüllte der Bayer hinaus und schäumte vor Wut, aber die beiden ignorierten ihn und unterhielten sich noch mit einer Frau, die Vietnamese Apples verkaufte. Das war zu viel für den Bayer.

„Macht’s, dass wieder kimmts!“ brüllte er. „Mir ham a Ticket nach Hue.

Da miss mer am achte am Bahnhof sei. So wos hob i ja noch nie gseng.“

Er hieß die netten Kanadier Arschlöcher, Idioten und alles Mögliche, aber die verstanden ihn nicht und nahmen das gelassen.

Die ganze weitere Fahrt war er nur am Nörgeln. Das passte nicht und das war ihm nicht recht, …die Straße war schlecht, zu kurvig, dann auch noch eine Umleitung, eine Brücke zu wacklig, die Fahrt zu langsam, … und so ging es immerzu.

Claudia und ich waren einer Meinung – wir schämten uns, seine Landsleute zu sein. Der Typ war ein Armleuchter.

Endlich waren wir an der Anlegestelle, wo die Boote ablegten. Die Ruderfrauen schlugen sich förmlich, um uns als Gäste zu bekommen.

Es regnete leicht, aber das schien die Menschen hier nicht zu stören, also sollte es uns auch nicht stören. Im Gegenteil, es gab dieser Fahrt den richtigen Kick.

Die Tafelberge sind nur schemenhaft hinter dem Nebel zu erkennen. Es liegt eine unheimliche Stille in der Luft, man hört nur das Patschen des Paddels, wenn es das Wasser verdrängt. Hin und wieder kommen uns Menschen mit vollbeladenen Booten entgegen. Manchmal sieht man auch welche bis zu den Knien in ihren Reisfeldern versunken, auch bei diesem Wetter – und kaum ein Laut ist zu hören.

Eine faszinierende, lange, nasse Fahrt endete und wir wurden von Verkäufern empfangen, meist waren es Kinder, die erfrischende Getränke in ihren Boxen dabeihatten und uns den ganzen Weg hinauf zur Pagode begleiteten.


Es ist ein vergessener Ort. Geheimnisvoll.
Besonders der alte chinesische Mönch, der hier wohl schon viele Jahre lebt, abgeschieden von der Außenwelt – nur vor uns Touristen ist er nicht sicher.


Na ja, der Einzug der Touristen in Vietnam, ließ den abgeschiedenen Ort wohl wiederaufleben. Immerhin gibt es Händler und Verkaufsstände und ein Restaurant hat auch schon eröffnet. Allerdings übertrieben teuer. Selbst die Toilette war nur ein gegrabenes Loch und kostete 1000 Dong.
Ein Junge begleitete uns mit seiner schweren Getränkebox den steilen Weg zur Höhle hinauf.
Obwohl ich keinen Durst hatte und der Preis viel zu hoch war, kaufte ich ihm etwas ab. Er war so nett und zuvorkommend und er versuchte ja nur, etwas Geld zu verdienen – wo wir dann wieder bei der Kinderarbeit wären. Aber es ist doch immer noch besser, als nur die Hand aufzuhalten und zu betteln.
Allerdings konnte ich nicht verstehen, wie man so arg die Preiserhöhungen übertreiben kann. Viel mehr Leute würden etwas kaufen, wenn es sich im Rahmen hielt. Egal, ob es um Eintrittsgelder ging, Fahrkarten, Getränke oder Essen – von Touristen wollte man mindestens das Dreifache haben.
In Vietnam war das schon sehr krass, gegenüber Thailand und Laos.
Oben erwartete uns eine große Höhle, in der buddhistische Schreine standen. Wegen den idiotischen bayrischen Touristen konnten wir leider nicht ganz bis zum Gipfel hinauf zu einer weiteren Höhle. Sie hatten Angst, dass die Zeit nicht reichen würde und sie dann ihren Zug nach Hue nicht mehr bekämen. Die kanadischen Lehrer machten sich diese Sorgen nicht und auch sie hatten ein Ticket für denselben Zug.
Was soll’s, das sind nun mal die Schattenseiten einer gebuchten Tour – man kann sich seine Reisegefährten nur selten aussuchen.
Bei der Rückfahrt wurden wir in andere Boote verteilt, was uns sehr wunderte. Am Ende der Fahrt verstanden wir den Sinn. Die Frauen wollten noch mal bezahlt werden, weil es ja nun andere Gäste waren.
Massiv wurden wir von ihnen bedrängt – das war wieder so eine miese Tour in Vietnam, wie wir es auf unserer Reise noch öfters erleben sollten. Der Preis war schon von unserem Guide bezahlt worden, allerdings wissen wir nicht, wie viel er den Frauen für den harten Job gab.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass er einiges in seine eigene Tasche gesteckt hatte.
Versteht mich nicht falsch – mir hat Vietnam sehr gut gefallen, aber es gab eben auch einige Dinge, die nicht so gut waren. Und das möchte ich eben-falls berichten.

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Dein Reisefreund
Jacko