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Wenn es Nacht wird in Hue

Bevor die Sonne noch ganz hinter der letzten Bastion verschwand, drehten wir noch einmal eine Runde um die verbotene Stadt.
Dann wandten wir uns der anderen Seite zu, jener Seite über dem Fluss – der neuen Stadt und dem Markt.

Wir halten an und lassen uns eines der großen belegten Weißbrotstängel machen, die mit der scharfen Wurst, die uns so gut schmecken.
Hinter mir bemerke ich ein etwa 13 Jahre altes Mädchen. Hungrig schaut sie zu uns herüber.
Sie hat ihre Schildkappe weit heruntergezogen, ihr hübsches Gesicht ist schmutzig.
Der Verkäufer spricht rüde mit ihr und schickt sie fort.
„Halt!“ rufe ich. „Magst du das Brot?“ Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu und reiche es ihr.
Verschämt nimmt sie es rasch und rennt davon – ohne sich zu bedanken.
Ein Stück weiter hinten bleibt sie stehen und schaut nochmals zu uns herüber. 
Auch ich verfolge sie mit meinen Blicken – dann verschwindet sie in der Dunkelheit unter dem Getümmel der Menschen.

Ich hatte keinen Dank von dem Mädchen erwartet, sie tat mir leid, wie so viele Kinder in Südostasien. Ich freute mich, ihr das Brot gegeben zu haben und fühlte mich gut – es war nichts Besonderes, aber ich fühlte mich gut und stolz, dass ich nicht nur an mich gedacht hatte. Das war eine Situation, ich kann nicht sagen warum, die mir wohl nie aus den Gedanken gehen wird.
Lange ging mir diese Erinnerung auf unserer Tour nach und auch heute noch sehe ich das Gesicht des Mädchens vor mir, als wäre es gestern gewesen.

Wir fahren weiter mit dem Rad und es ist herrlich. Wie die Einheimischen treiben wir auf der Straße dahin, mit Tausenden von Rädern und wir mittendrin. Ohne Licht und fast ohne Autos. Wahllos ziehen wir unsere Kreise, mal links, mal rechts – es ist ganz gleich wohin, einfach nur fahren.

Dann stoppte uns wieder einmal ein Markt. Wir stellten die Räder ab und schlenderten durch das Gedränge. Natürlich kamen wir nicht drum herum, wieder etwas Neues zu probieren. Wir setzten uns auf einen kleinen Schemel neben den Kochtopf und bestellten irgendeine Suppe.

Ich weiß nicht, was da alles drin ist, aber es schmeckt gut.
Warum lachen die Kinder nur so?
Sie zeigen auf meine Essstäbchen und amüsieren sich köstlich.

Sie lachten, weil ich die Stäbchen nicht richtig in der Hand hielt.
„Dann zeigt mir halt, wie es richtig geht“, lachte ich zu ihnen hinüber.
Sie hatten mich verstanden und versuchten ihr bestes, aber nach einigen kläglichen Versuchen ging ich wieder auf meine altbewährte Methode zurück. Hätte ich in der „richtigen“ Art und Weise gegessen, würde ich wohl zum Frühstück noch sitzen.

Für Claudia war der Tag vorbei. Sie ging ins Zimmer zurück, während ich mich noch an eine Bar in der Nähe unseres Hotels setzte. Ich wollte meine neu gewonnenen Eindrücke, die jetzt noch frisch und tief in mir saßen, aufschreiben.

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Dein Reisefreund
Jacko